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Das alternative Ende von "Game of Thrones" Teil 1/5

Lesedauer: 10 Minuten

Das US-amerikanische Fantasy-Drama "Game of Thrones" gehörte zu den erfolgreichsten Fernseh-Serien des letzten Jahrzehnts. Umso größer war die Enttäuschung darüber, dass die Drehbuchautoren es - in den Augen vieler Fans -nicht geschafft haben, dieses Meisterwerk auch zu einem würdigen Ende zu führen. Ungeklärte Fragen, Logikbrüche sowie unverständliche Charakterentwicklungen frusteten große Teile der riesigen Fanbase. Eine Petition mit der Forderung, die achte und letzte Staffel neu zu drehen, wurde ins Leben gerufen und hat bis zum heutigen Tage über 1,7 Millionen Unterstützer gefunden. 

Bedauerlicherweise sind die Produzenten der Serie bisher noch nicht auf die Petition eingegangen und wir werden vermutlich niemals eine andere Staffel 8 auf den Bildschirmen zu Gesicht bekommen als jene, die wir bereits leidvoll kennenlernen mussten. Nichtsdestotrotz wünschen sich viele Fans ein anderes Ende für diese - eigentlich sonst perfekte - Serie; also habe ich mir die Zeit genommen, ein eigenes Handlungskonzept der letzten Staffel auszuarbeiten, welches ich in zehn Abschnitte aufgeteilt und hier in fünf Beiträgen veröffentlichen werde. Es sei dazugesagt, dass ich erst ab Staffel 8 Folge 3 in die Handlung eingegriffen habe. Es wird also auch in meinem Ende noch Elemente geben, die selbst mich stören; doch um diese zu ändern, müssten bereits Storystränge aus viel früheren Staffeln geändert werden (was ein bisschen zu viel des Guten wäre). Ich bleibe also der Logik und Handlung - wie sie bis Staffel 8 Folge 2 war - treu und versuche aufbauend darauf, alle ungeklärten Fragen zu klären und ein Ende zu schaffen, welches den enttäuschten Fans vielleicht als Ersatz dienen kann. Dies hier ist aber keine typische Fan-Fiction, in welcher ich lange Dialoge und viele POV-Sequenzen einbaue, sondern nur eine Beschreibung meiner alternativen Handlung und den Analysen, weshalb diese Handlungsstränge (aus meiner Sicht) schlüssig sind.  Viel Spaß  beim Lesen :) 

1. Der rechtmäßige Herrscher

Bis zu diesem Moment hatte Daenerys Targaryen ein klares Ziel vor Augen: Die Armee der Toten vernichten, Cersei Lannister und ihre Truppen schlagen und schlussendlich den Thron zurückerobern, welcher ihrer Familie einst von den Usurpatoren Eddard Stark und Robert Baratheon geraubt worden war. All dies wollte sie gemeinsam mit dem Mann bewältigen, welchen sie so innig liebt - dessen Charakter, dessen Mut und dessen warmes Herz es in den vergangenen Monaten vollbracht hatte, eine Leere in ihrem Inneren zu füllen, welche sie seit Khal Drogos Tod nicht einmal mit ihrer Macht hatte stopfen können. Und genau dieser Mann soll nun etwa ihr oberstes Ziel zum Einsturz bringen? 

"Mein Name..., mein wahrer Name..., ist Aegon Targaryen."

Als Jon ihr seine wahre Idendität offenbart, beginnt Dani, zu hyperventilieren. Unzählige Emotionen schießen ihr bei seinen Worten gleichzeitg durch den Körper. Zwar wollte Dani die Macht über die sieben Königslande auch, um Menschen zu helfen und um etwas in dieser Welt zu verändern; doch begehrte sie den eisernen Thron primär aus einem völlig anderen Grund:  Er gehört rechtmäßig ihr...und nur ihr allein. Und was Daenerys Targaryen gehört, das nimmt sie sich auch. All ihre Taten; all die Opfer, welche sie brachte, konnte sie stets damit legitmieren, dass sie sich bloß das nahm, was ihr ohnehin zustand. Wenn sie zusätzlich auf diesem Weg anderen helfen konnte, dann war sie auch immer bereit, dies zu tun. Wenn jedoch andere sie angezweifelt oder versucht hatten, sie von ihrer rechtmäßigen Position zu trennen, war sie niemals davor zurückgeschreckt, es mit Feuer und Blut zu vergelten. Ihr Motto war stets:  "Die Welt soll ein besserer Ort sein, aber auch nur dann, wenn ich selbst darüber bestimme, was gut und was böse ist."  Die Legitimation, ihr rechtmäßiger Thronanspruch, all die Rechtfertigungen für ihre Taten werden in jenem Moment von Jon angezweifelt, in dem er sich als der wahre rechtmäßige Thronfolger offenbart. 

Wie könnte sie seine Aussage in diesem überraschenden Moment also anerkennen? Wie könnte sie sich selbst eingestehen, dass sie in Wahrheit nie das Recht hatte, all die Dinge zutun, welche sie tat; und wie sollte sie in diesem Moment das aufgeben, worauf sie ihr ganzes Leben hingearbeitet hatte? Es bringt auch nichts, dass Jon ihr versichert, er wolle kein König sein und dass er nie an Macht interessiert war.  Selbst wenn er freiwillig verzichten würde, lässt sich nichts daran ändern, dass Aegon Targaryen in Wahrheit der rechtmäßige Thronerbe bleibt. Daraus resultierend, redet Dani sich ein,  Jon würde sie in diesem Moment belügen - sie kann gar nicht anders mit dieser Information umgehen. Sie wirft ihm absurde Vorwürfe gegen den Kopf: Er hätte ihre Liebesbeziehung bloß vorgespielt, damit sie ihm diese erfundene Geschichte eines Tages abkauft und ihren Thron freiwillig an ihn abtritt; er hätte alles mit Sam und Bran geplant, damit die Starks sich selbst den Thron unter den Nagel reißen könnten. Doch bleibt Jon keine Zeit, um seine Geliebte von der Wahrheit zu überzeugen; denn im Angesicht des Todes spielen selbst solche Konflikte keinerlei Rolle mehr.

Ein lautes Horn ertönt und kündigt die Armee der Toten an, welche vor den Mauern Winterfells darauf warten, die Menschheit ein für alle mal aus dieser Welt zu verbannen.

2. Die lange Nacht beginnt

Die Armee des Nachtkönigs stürmt unaufhaltsam auf Winterfell zu. Etliche von Nordmännern, Dothraki und Unbeflegte lassen in dieser Schlacht ihre Leben. Im Vergleich zum Original ändert sich zu Beginn nicht viel:

Arya wird vom Bluthund gerettet und von der roten Frau dazu angestachelt, die blauen Augen der Weißen Wanderer für immer zu schließen; Theon Graufreud verteidigt Bran mit seinem Leben am Götterhein; Jorah opfert sein Leben, um Daenerys zu beschützen (allerdings bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Schlacht) und Jon versucht verzweifelt, der drohenden Vernichtung von Winterfell etwas entgegenzusetzen. Kommen wir nun zu den Unterschieden:

Nachdem Daenerys von Jorah geretten wurde, hat sie keine Zeit, um ihn zu trauern. Sie steigt auf Drogons Rücken und kann mit ihm und ihrem zweiten Drachen Rhaegal in die Lüfte entfliehen. In diesem Moment ist ihr ganz genau bewusst, dass die Schlacht verloren ist - dass es keinerlei Möglichkeit gibt, gegen diese Unzahl von Toten etwas auszurichten. Alles, was sie jetzt noch tun kann, ist mit den Menschen, welche ihr wichtig sind, von diesem Ort zu fliehen. Vor den Toren von Winterfell entdeckt sie Jon, welcher - umringt von Skeletten - um sein Leben kämpft, nachdem der Nachtkönig alle Leichen kurz zuvor zum Leben erweckt hat. Dani hat die Worte "Dracarys" bereits auf ihren Lippen, doch sie zögert für einen kurzen Moment. Ihr kommen Jons Worte in den Sinn, welche er vor der Schlacht an sie gerichtet hatte - diese Bedrohung, welche ihr offenbart wurde. Wenn er jetzt sterben würde, dann wäre diese Bedrohung beseitigt; dann wäre jeglicher Zweifel an der Rechtmäßigkeit all ihrer Taten für immer fort. Sie schüttelt sich, und ist kurz darauf von ihren eigenen Gedanken verängstigt. Jon ist der Mann, den sie liebt. Wie kann sie also nur an so etwas Schreckliches denken? 

Bevor Jon von den Klingen der Toten durchbohrt werden kann, schreit Dani "Dracarys!" und rettet ihm somit das Leben. Daraufhin springt Jon auf Rhaegals Rücken und flüchtet mit Dani und Drogon in die Luft. Die Mutter der Drachen kann Jon von einer Flucht überzeugen, da selbst er in dieser aussichtslosen Situation an nichts weiter interessiert ist als am Überleben seiner Familie. Gemeinsam versuchen sie ihre restlichen Freunde einzusammeln, jedoch haben einige von ihnen bereits lange das Zeitliche gesegnet: Tormund, grauer Wurm und Missandei haben die Schlacht nicht überlebt.

Unter Tränen rettet Daenerys daraufhin Sam, Tyrion, Varys, den Bluthund, Brienne und Jamie Lannister, welche sich bis zuletzt den Toten entgegengestellt haben. Dani möchte ebenfalls Sansa retten, doch diese weigert sich, ihr Volk und ihre Heimat im Stich zu lassen und zu fliehen, währenddessen zeitgleich ihr Volk abgeschlachtet wird. Sansa Stark entscheidet sich dafür, bis zum bitteren Ende in ihrer Heimat zu verweilen. Winterfell ist der einzige Ort, an welchem sie nach dem Tod ihres Vaters noch sein wollte und welchen sie einst von ihrem Peiniger Ramsey Bolton mühsam zurückerobert hatte. Sie lehnt die Flucht mit Drogon ab und stellt sich alleine einer Unzahl von Untoten entgegen - einen, zwei und auch drei von ihnen, kann die Lady von Winterfell noch bezwingen, bevor sie daraufhin im Kampf für ihre geliebte Heimat den Tod findet.

Von dem Tod seiner Schwester nichts ahnend, landet Jon Snow im Götterhein, an welchem Theon Graufreud vor wenigen Sekunden von dem Nachtkönig (genau wie im Original) umgebracht wurde. Daraufhin taucht der untote Drache Viserion auf - gewillt, den Götterhein in ein blaues Feuerbad zu verwandeln. Rhaegal steigt noch gerade reichtzeitg in die Luft und liefert sich ein brutales Duell gegen seinen toten Bruder. Während die Drachen in der Luft kämpfen, schreitet der Nachtkönig entschlossen auf Jon und Bran zu. In diesem Moment packt Bran Jons Hand und wargt sich in dessen Verstand. Der Zuschauer erfährt nicht, was Jon sieht und was Bran in ihm anstellt. Nachdem Jon danach wieder sein eigenes Bewusstsein erlangen kann, reißt er die Augen vor Entsetzen auf.  Eine Träne läuft ihm über die Wange und kurz darauf entfernt er sich langsam ein paar Schritte von Bran. Dieser lächelt Jon matt an und wendet sich danach dem Nachtkönig zu. Zeitgleich landet Dani gemeinsam mit Drogon und den anderen im Götterhein. Der noch immer völlig verstört dreinblickende Jon Snow geht auf Drogons Rücken zu und lässt seinen Bruder beim Nachtkönig zurück. Dieser hat sein Schwert bereits gezogen und hält es nun über den Kopf von Bran.

Aus dem Nichts taucht plötzlich Arya Stark auf und springt mit einem Messer aus Drachenglas in der Hand in Richtung des Nachtkönigs.

Der Nachtkönig dreht sich gerade im richtigen Moment um und kann seine Angreiferin an der Kehle packen. Diese lässt ihr Messer mit der linken Hand fallen, um es mit der rechten Hand wieder aufzufangen; jedoch begreift der Nachtkönig auch dies, fängt das Messer vor ihr auf und drückt es gegen ihren Hals. Für einen kurzen Augenblick starrt er tief in die Augen von Arya, währenddessen Jon verzweifelt um ihr Leben bettelt. Nach einigen Sekunden schmeißt der Nachtkönig das Messer außer Reichweite und schleudert Arya in Richtung Jon. Vollkommen überrascht von dem Verhalten des Nachtkönigs kann Jon seine kleine Schwester mit viel Gewalt und Überzeugungskraft letztendlich dazu bringen, Bran zurückzulassen und gemeinsam mit ihm, Daenerys und den anderen auf dem Rücken von Drogon zu fliehen.

Weit in der Luft klärt Tyrion die beiden über das Schicksal ihrer Schwester auf, wonach alle auf Drogons Rücken mitansehen können, wie Daenerys Drache Rhaegal von seinem Untoten Bruder Viserion in Stücke gerissen und Bran der Gebrochene mit einem Lächeln auf den Lippen vom Nachtkönig enthauptet wird. In den letzten Sekunden vor dem Abspann sieht man Daenerys, Jon, Arya, Tyrion, Varys, Brienne, Sam, den Bluthund und Jamie - die letzten Überlebenden der Schlacht - auf dem Rücken von Drogon vom zerstörten und ausgerotteten Winterfell davonfliegen.

Nach dem Abspann wird eine letzte Szene gezeigt:

Die rote Priesterin ist alleine in dem Saal, in welchem sie Arya aufgetragen hat, die blauen Augen der Weißen Wanderer für immer zu schließen. Die Untoten schmeißen sich währenddessen gegen die Türen und scheinen jeden Moment in den Saal eindringen zu können. Dann fängt die rote Frau - wie wahnsinnig - zu lachen an. Sie schreit in die Flammen; beleidigt den Herrn des Lichts, welcher sie all die Zeit falsch geleitet hatte - welcher ihr erst Stannis Baratheon, dann Jon Snow und schließlich Arya Stark als große Erlöser der Menschheit  präsentiert hat. Sie legt ihre Halskette ab, wirft ihre rote Kleidung in die Flammen und liefert sich in ihrer wahren, alten Gestalt widerstandslos dem Tode aus.

Teil 2/5 folgt nächsten Sonntag.

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