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Mittwochs-Kolumne: Bier und Gurken

Vorwort:
So sieht also nun mein Leben aus. Ende 30, pleite, alleine in einer leeren Wohnung und gerade im Moment rechne ich aus, wieviel mich eine Haarwäsche mit Roggenmehl kostet. Okay, kann man wohl machen. Ich habe zig angefangene Romane auf der Festplatte, noch mehr handgeschriebene Gedichte und weiteres kreatives Chaos, das mich keinen Cent weiter bringt. Der vorletzte Ex-Freund trieb mich emotional in den Ruin, der davor hat das finanziell geschafft. Ich bin gut, so gut. Zumindest im Überleben. Meine neuen besten Freunde nennen sich Cashflow-Tabelle 2018 bis 2026 und eine Excel-Datei, in der steht, dass mich eine Scheibe Pumpernickel 11 Cent kostet. Darauf trinke ich doch glatt ein Pale Ale – natürlich vom letzten Jahr, denn dieses Jahr könnte ich mir keines mehr leisten.

Willkommen in meinem Leben, das bin ich: Hauptberuflich Pleitegeier, nebenberuflich, Sozialhilfe für Straßenhunde und Männer.

Tag eins – Willkommen in der Vergangenheit

2017. Ein Rückblick.
Diese ewigen Diskussionen. Anfangs war ich noch so froh, einen Mann gefunden zu haben, der gerne mit mir redet. Wobei „gefunden“ trifft es nicht so ganz, ursprünglich war er das Online-Date meiner neuen Nachbarin, aber sie wollte den Klugscheißer an mich abtreten, weil er „zu mir soviel besser passen würde“. Äh, oh ja. Hm. Das hat man nun davon, wenn man immer ein Klugscheißer ist – man wird mit seinesgleichen verkuppelt. Irgendwie ziemlich unlustig.
Der Herr war dann auch der Grund, wieso ich mir irgendwann whatsapp für den PC installiert habe – wenn wir uns gesehen haben, hatten wir entweder Sex oder wir haben uns gestritten. Viel eher aber war der Fall, dass ich mich wieder wegen irgendeiner dämlichen Aktion von ihm unwohl gefühlt hab und nach Hause gefahren bin. Ich musste sowieso immer zu ihm, weil er wegen seiner Kleinen bei sich zuhause sozusagen festsaß. Arbeiten, heim, Töchterlein und um 20 Uhr ins Bett. Schon ein wenig schwierig für jemanden wie mich, die sich höchst ungern – mittlerweile – nach anderen richtet, sowieso keinen Bock auf eine andere Wohnung hat (bei der übrigens alles nach Serienkiller aussah) und dann auch noch der Driss mit meinem Hund. Puh. Aber was tut man nicht alles, wenn man mit Mitte 30 nicht enden will wie die eigene Mutter – crazy catlady for real. Ich sehe mich übrigens auch schon mit meinen fünf Hunden in einer abgewrackten Waldhütte ohne fließend Wasser, Wurzeln kauend und über Männer fluchend. Davon bin ich so weit gar nicht mehr entfernt. Momentan ist es nur ein Hund (ich hatte auch schon zwei. Aktuell sinds auch schon wieder zwei, Anm. d. Red.), ich wohne in einem alten abgeranzten Hof, nebendran eine abgebrannte Fabrik und heute hatte ich beispielsweise den schönen Effekt, dass mir Durchfall nicht nur körperlich Schmerzen bereitet, sondern auch seelisch, weil „das GUTE ESSEN“ schon wieder weg ist. Vermutlich war das Essen gar nicht mehr so gut. Hatte im Tiefkühlfach noch ein paar Garnelen gefunden, gestern waren die noch einwandfrei und ich dachte, nur weil man sie nicht mehr aufwärmen soll heißt das doch nicht, dass man sie nicht am nächsten Tag kalt aus dem Kühlschrank nicht mehr essen kann. Oder essen SOLLTE. Tja, wieder was gelernt. Ich bescheiße mich (oh pardon, dämliche Wortwahl) im Moment ja noch selber, was meine ganzen Kalkulationen betrifft. Essen, das ich noch vorrätig habe, rechne ich nicht in meinen täglichen Verbrauch mit ein. Bei den Garnelen muss ich wenigstens kein schlechtes Gewissen mehr deswegen haben. Mein Magen sagt Kräutertee, mein Mund sagt Wasser und was mach ich? Ich mache mir ein Bier auf. Wie flott das Karma manchmal reagiert merkt man daran, dass ich das Bier öffne und es gleich dermaßen überschäumt, dass ich erstmal den Boden wischen muss. Und danach feststelle, dass ich den Boden WIRKLICH wischen sollte.