Wilder Anhang
von Natalia Mleczko (Öffnet in neuem Fenster)
Lena Dunham schrieb kürzlich ein Essay über das Thema Freundschaft mit dem Titel "Fierce Attachments" für die amerikanische Vogue. Dunham ist Regisseurin, Autorin und Schauspielerin. Ihren Durchbruch feierte sie mit der HBO-Kultserie "Girls". Die Serie handelt von vier weißen Frauen in ihren Zwanzigern, die ihr Glück in der großen Stadt suchen. Dort erleben sie allerdings anders als bei der Erfolgsserie "Sex and the City", nicht das große Glück in Form von langanhaltenden, tiefen Freundschaften, aufregenden Affären und Designeroutfits. Girls war viel realitätsnaher in der Darstellung von New York City und ihren Bewohner:innen. Praktika, erste Schritte im Berufsleben, feste Freunde, die in das neue post-Uni-Leben nicht mehr so recht reinpassen wollen und immer wieder das Thema Freundschaften, das war das Sujet der Serie. Im Kern handelt die Serie von Freundschaft. Girls zeigte eine Perspektive auf weibliche Freundschaften in den Twen-Jahren. In dieser Zeit des stetigen Umbruchs. Bevor Partnerschaften, Kinder und Berufe in der Regel für die meisten zu einem dominierenden Teil des Lebens werden. Also, in der Zeit in der Freundschaften Familien ersetzen.
Nun schrieb Dunham diesen äußerst lesenswerten Essay (Link zum Essay "Fierce Attachments" von Lena Dunham (Öffnet in neuem Fenster)) über ihre weiblichen Freundschaften. Und ich frage mich:
Warum befassen wir uns so wenig mit unseren Freundschaften?
Warum dominiert der Diskurs über die Qualität, den Zustand und Stellenwert unsere amourösen Abenteuer und Liebesbeziehungen? Warum wird der einen Beziehungsform so viel mehr Bedeutung zugesprochen, der anderen Form im Gegensatz so wenig? Dieser Essay befasst sich nicht mit der Findung von Antworten, sondern mit dem Aufwerfen von weiteren Fragen. Ja, vielleicht sogar ein Aufruf sich mehr mit dem Thema Freundschaft auseinanderzusetzen. Warum wissen wir nicht mehr als Jugendliche oder als junge Erwachsenen, dass unsere Freundschaften auch unterschiedliche Formen aufweisen können. Einige wenige Freundschaften halten für die Ewigkeit. Viele andere Freundschaften sind temporär. Andere sind flüchtige Bekanntschaften. Oftmals lehren uns Erlebnisse das es auch okay ist, dass einige Freundschaften zerbrechen, sich verändern oder langsam abkühlen. Dass wir Muster haben wen wir uns als Freund:in aussuchen. Wir folgen oft einem Schema. Man stellt sich unweigerlich auch die Frage: Bin ich überhaupt eine gute Freundin? Was macht eine stabile Freundschaft im Grunde genommen aus?
Dunham skizziert, wie ihre Freundschaften entstanden, wie sie sich am Anfang ihrer Karriere als vielbeschäftigte Autorin und Regisseurin verändert haben. Sogar jetzt in ihren späten Dreißigern als verheiratete Frau, die im Ausland lebt und arbeitet - welche Freundschaften pflegt sie, welche nicht? Sie fragt sich: Wie bin/war ich als Freundin? Diese Reflektion habe ich dann auch anhand meiner eigenen Biografie und meinen Beziehungen mit Freund:innen gemacht. Es ist äußerst interessant diesen Perspektivwechsel durchzuführen und viel wird über einen selbst klar. Wie sind wie zu anderen? Was macht uns aus? Freundschaften sind interessante Gebilde. Warum geben wir ihnen vor allem im Alter immer weniger Raum? Warum gehen wir je älter wir werden, seltener neue Freundschaften ein? Was hält uns davon ab?
Wie hat euch der Artikel gefallen? Wir sind Eure Erfahrung mit Freundschaften? Wie seid ihr als Freund:in? Was ist euch an Freundschaften besonders wichtig? Schreibt mir gern über eure Erfahrungen in die Kommentarleiste!