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Die schlichte Schönheit eines Nebenprojekts

von Natalia Mleczko (Öffnet in neuem Fenster)

Im Mai letzten Jahres fing ich mit meinem Newsletter 'Matrjoschka Writing' an und seitdem habe ich 26 Artikel über diverse Themen geschrieben - über die Klimakrise, Frauenfußball, Biodiversität oder auch Persönliches. Es ist immer wieder eine Freude in Themen einzutauchen und Neues zu erfahren. Überhaupt Themengebiete zu screenen und Artikelideen zu entwickeln. Wirklich alles gefällt mir an diesem Prozess.

Bei aller Freude an der Sache ist es dennoch Arbeit. Es dauert eine Idee zu entwickeln, es dauert einen Artikel zu schreiben und es ist meine kostbare Freizeit, die ich für diese Zusatzarbeit verwende. Deshalb freue ich mich, dass einige von euch da draußen in der Welt am Bezahl-Abo bereits teilnehmen und so meine Arbeit honorieren. Danke euch, ich fühle mich von euch gesehen! Schreiben ist schön und mein Leben fühlt sich, seit ich damit angefangen habe, noch ein Stückweit wertvoller an. Dieser Gedanke ist auch die Kernaussage des Artikels: Es sind die kleinen Dinge im Leben, die zählen.

Das Leben im Kapitalismus ist hart, wenn man kein Überflieger ist, nicht reich erbt noch in finanzieller Hinsicht nicht von der Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna geküsst - dann ist es tricky. Sei es Berufe, die uns (gar) nicht ausfüllen, persönliche Situationen, die uns nicht vollends ausfüllen oder eben halt manchmal ein Überfluss an Energie, die raus muss. Menschen sind Künstler*innen. Davon bin ich überzeugt. In jedem von uns steckt eine künstlerische Seele und dieses Wissen gibt mir in dieser Zeit der permanenten Krise ein wenig Hoffnung, weil wir auch Überlebenskünstler*innen sind. Auch wenn die Lage mies und dunkel erscheint, gibt es immer eine*n, der etwas mit seinen Händen macht. Eine*r singt oder strickt - dieses Handeln ist ein Zeichen des Widerstands, dass nicht alles nach einem Marktprinzip funktionieren muss, sondern aus einem Bedürfnis hinaus, etwas zu machen, seine Zeit mit etwas (und oftmals allein mit sich selbst) zu verbringen. Nebenprojekte oder oldschool genannt 'Hobbies' können dem Leben die nötige Würze verleihen. Ich liebe es zu beobachten, wenn Bekannte, Familie und Freunde mit etwas völlig Neuem anfangen, wie sie auf den ersten Blick völlig überraschende Hobbies aus dem Hut zaubern und es einfach durchziehen. Es ist so schön zu sehen, wenn Beginner*innen sich ihren sich Weg ebnen und mit der Zeit immer besser und routinierter werden. Am schönsten ist der Effekt, was so etwas mit einem Menschen macht. Dass sich das Glück und die Zufriedenheit in deren Gesicht, in der Körpersprache und im Verhalten zu anderen manifestiert. 

Ein Freund hat in der Corona-Pandemie extensives Fahrradfahren für sich entdeckt, mein Freund hat den Sport nach seiner Knie-OP wieder für sich entdeckt oder meine Schwester hat mit dem Stricken und der Malerei begonnen. All jene wirken auf mich zufriedener und ausgeglichener. Und es ist unglaublich zu sehen, was sie zu Stande bringen! Welche Leidenschaft und Freude sie an den Tag legen. Beeindruckend, dass das all die Jahre in ihnen geschlummert ist.

Nebenprojekte, Hobbies oder Freizeitaktivitäten - egal, wie wir es nennen - können uns glücklicher machen. Unsere Welt ist aktuell ein dunkler Ort und wir leben darin. Wir können im Zeichen der Resilienz diese unsere kleine Welt aber ein Stückweit schöner gestalten. Und vielleicht erkennen einige von uns, dass es sich auch um die große Welt da draußen lohnt zu kämpfen - mit Kunst, mit Sport, mit dem Schreiben oder, dass man in der Lage ist, 1400 km in einem Monat Fahrrad zu fahren. Wir, Menschen können die Welt abfucken, aber wir können sie auch in einen besseren Ort verwandeln. Ganz im Sinne von: We can do fun things and hard things, too!

Hast du auch ein Hobby oder ein Nebenprojekt? Wie kommst du zu Ruhe? Wenn du Lust hast, teile deine Meinung in der Kommentarleiste.

Kategorie Personal Stories
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