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Meine Tag mit Prinz Philip

Ich bin einer Organisation, die er mitgegründet hat, seit über 35 Jahren von Herzen verbunden und insgesamt 12 Jahre davon, habe ich für diese Organisation gearbeitet. Zuerst als Executive Vice President Marketing, dann als Vorstandsmitglied und schließlich in beratender Funktion. Es ist die Organisation, die den Panda als Logo gewählt hat und als World Wildlife Fund bekannt wurde (in den meisten Weltgegenden heißt sie allerdings tatsächlich World Wide Fund for Nature).

In meiner hauptberuflichen Zeit beim WWF war Prinz Philip in der Arbeit noch sehr präsent, obwohl er damals schon sein Amt als regulärer Präsident zurückgegeben hatte.

Viele meiner Kollegen hatten Anekdoten parat, die sie mit dem ungewöhnlichen Prinzen erlebt hatten. Das reichte von Biwaks in den weiten Kamtschatkas bis zu stürmischen VW-Bus-Fahrten über Rügen oder Flügen im Privatjet der Royals mit Philip am Steuer der Maschine. Und viele drehten sich um nicht ganz stubenreine Witze, die er gerne zum besten gab.

Mein erster direkter Kontakt mit ihm war der Frankfurter Opernball, dessen Ertrag der Tombola an den Panda ging und für den sich der Prinz großzügigerweise als Schirmherr zur Verfügung stellte. Beim ersten Ball war er auch noch persönlich anwesend, und auch in den Jahren danach unterstützte er uns mit seiner Schirmherrschaft. Aber damit nicht genug; auch andere Events, die ich verantwortete, durfte ich auf seine Anweisung hin mit seinem royalen Briefkopf zieren.

Was mich ebenfalls beeindruckte, war seine entspannte Elegance. Dieser ganz besondere Stil und seine Lässigkeit, egal ob im Zweireiher oder im Tropenanzug, war unvergleichlich. Er passte einfach in jede Situation und Umgebung.

In all diesen Jahren habe ich Prinz Philip als humorvollen, manchmal sarkastischen aber niemals wirklich zynischen Menschen kennen gelernt. Seine joviale Art, machte ihn zu einem „anfassbaren“ Royal. Er campierte wirklich mit Mitarbeitern unter extrem rustikalen Bedingungen in der russischen Steppe, ohne jegliche Berührungsängste und trotzdem großer Würde. Er schätzte es sehr, wenn man sein Fach verstand und im Arten- und Umweltschutz konnte ihm so schnell niemand etwas vor machen. Dennoch war er immer bestrebt, Neues hinzuzulernen. Inkompetenz war ihm offensichtlich ein Gräuel. Seine Reaktion auf unausgegorene Ideen oder Lücken in der Argumentation, konnten von unverschämter Offenheit sein.

Das ist es auch, was manche seiner Kritiker an ihm bemängelten. Seine für zartbesaitete Zeitgenossen schockierende Ehrlichkeit. Und ja, nach heutigen Maßstäben würden manche Aktivisten in Schnappatmung verfallen, wenn sie seine Kommentare zu verschiedenen Themen nachlesen und sie unter die Lupe der Betroffenheitsideologie betrachten würden.

Aber mit dem Lauf der Jahre nahm man ihm die Ausrutscher immer weniger übel — zumindest viele Menschen in seiner britischen Heimat, schätzten ihn als jemanden, der kein Blatt vor den Mund nahm. Wenn man in der Geschichte zurückschaut, waren es oft Menschen, die mit offenen Worten zu begeistern wussten, die wichtiges erreichten. Egal ob Abraham Lincoln, Churchill oder bei uns Helmut Schmidt; alle waren in entscheidenden Momenten Klarsprecher.

Als er das letzte Mal klar mit mir sprach, forderte er mich auf Deutsch mit ihm zu sprechen, da mein durch lange Aufenthalte in den USA amerikanisiertes Englisch, seinen Sinn für Sprach-Ästhetik maximal strapazierte. Es war bei dem vorletzten Staatsbesuch der Queen bei einem Empfang in der britischen Botschaft, zu der ich eine persönliche Einladung erhalten hatte. Ich gehörte auch zu dem Kreis der Personen, die der Queen persönlich vorgestellt wurden und sie hat auch mit mir ein Weilchen über den WWF geplaudert, was die Bedeutung des WWF für die Royals verdeutlichte und so manchen hochmögenden Vertreter der deutschen Wirtschaft, in diesem Moment erboste (für sie blieb deshalb nämlich keine Zeit mehr).

Jahre später war ich in London in einem Taxi unterwegs und im Radio kam ein Beitrag über Prince Philip. Der Fahrer kommentierte den Beitrag launig und fragte mich, als „Deutschen“, was ich von Prinz Philip hielte. Als er hörte, dass ich den Prinzen sehr schätzen und ihn persönlich kennen würde, war er komplett aus dem Häuschen und die Taxifahrt verlängerte sich um einen sehr intensiven Plausch und mir ein kameradschaftliches Schulterklopfen zum Abschied einbrachte. Solche Erfahrungen machte ich in Gross Britannien eigentlich regelmäßig und für mich ist es ein Zeichen seiner Lebensleistung.

Er der 1947 als „Hunne“ ins Königshaus kam, ein Prinz ohne Land, von dänisch-deutsch-griechischer Abstammung war und viele Jahre seiner Kindheit nicht nur im deutschen Elite-Internat Salem und bei seinen deutschen Tanten verbrachte, hat es mit seiner unvergleichlichen Art und der festen Stütze, die er für Queen Elizabeth II war, über die Zeit in die Herzen der Briten geschafft, wie kaum ein anderes Mitglied der königlichen Familie. A la bonheur!

Mit ihm ist ein letzter Vertreter seiner Art gegangen. Wahre Gentleman im eigentlichen Sinne, offen und ehrlich, direkt und hilfsbereit und so weit es mich betrifft, ohne jegliche Harm. Menschen die wir gerade in diesen schweren Zeiten, so bitter nötig hätten. Ein wenig dieser altmodischen Art von Ehrgefühl, Noblesse und praktischem „Common Sense“ sollten wir uns alle bewahren.

So sah und sehe ich ihn und das ist die einzige Sicht, die ich persönlich vertreten kann. Meine ganz persönliche und ich werde ihn vermissen.

Rest in Peace

Hier einer seiner Lieblingswitze:

Once Sausage (sein. Spitzname für die Queen) and I, took the King of Tonga in our state coach to Buckhouse. It was the one with the four horses and one of it had a terrible diarrhea and was shitting the whole way to the palace. When we got off the coach at Buckhouse, Sausage turned to the King and said, "I'm very sorry for that bad smell". And the King looked at her and said with a very nice smile: "Oh, I thought it was the horse."

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