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Weiblich, weich und weise

Ich lese gerade viel über Hormone und Wechseljahre. Ich spüre, wie mein Körper sich verändert und ich fange langsam an zu verstehen. Es ist ein Prozess, der schon vor zwei Jahren angefangen hat. Vor zwei Jahren zeitgleich mit der Pandemie.

Es kam wahrscheinlich schleichend, und doch überfiel es mich gefühlt von jetzt auf gleich. Mir war plötzlich ständig kalt, meine Muskeln schwer und meine Stimmungsschwankungen heftig. Als Schilddrüsenhormonsubtitutionspatientin war ich regelmäßig in der Kontrolle. Und so wurde eine Schilddrüsenunterfunktion bei mir festgestellt. Ich erhöhte die Dosis der täglichen Schilddrüsenhormone und mein körperliches und emotionales Empfinden verbesserte sich wieder. Es machte mich schon stutzig, dass ich in diese Unterfunktion gerutscht war. Denn ich war lange stabil eingestellt gewesen. Aber ich hatte mein Leben insofern verändert, dass ich mittlerweile sehr regelmäßig Vinyasa-Yoga machte, in der Regel dreimal die Woche. Da es ein kraftintensives Yoga ist und sich meine Muskulatur dadurch komplett verändert hatte, fand ich für mich die Erklärung, dass mein Körper also wohl einen erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen entwickelt hatte.

Ziemlich genau zwei Jahre später, also im Januar diesen Jahres, entwickelte mein Körper erneut ganz ähnliche Symptome. Ich war ständig am frieren, mein ganzer Körper war steif und schmerzte und ich war emotional sehr empfindlich.  Doch die Schildrüsenkontrolle ergab dieses Mal keine auffälligen Werte, alles schien in bester Ordnung. Nur ich fühlte mich überhaupt nicht gut, da ich auch zunehmend schlecht schlief. Ich erinnerte mich in diesem Zusammenhang an ein Gespräch mit einer Frau in meinem Weiblichkeitstraining im Sommer letzten Jahres. Sie hatte mit Anfang 40 extreme Schlafstörungen entwickelt und damals einen Hormonspeicheltest gemacht, um ihre Sexualhormone zu überprüfen. Das Ergebnis war damals ein deutlicher Progesteronmangel. Sie macht seit 10 Jahren sehr gute Erfahrungen mit bioidentischen Hormonen.

Ich fing an zu lesen und wurde auch fündig. Progesteronmangel und eine damit einhergende Ostrogendominanz führen zu Symptomen, die einer Schilddrüsenunterfunktion teilweise sehr ähneln. Ich las auch über Wechselwirkungen zwischen den Sexual- und Schilddrüsenhormonen. Und ich entschied mich dazu, einen Homonspeicheltest zu bestellen, auch wenn dieser nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Ich wollte wissen, welche Hormone da gerade in meinem Körper Achterbahn spielen. Denn ich fühlte immer deutlicher, dass mein Körper sich veränderte und mir mit aller Kraft zu verstehen geben wollte, dass Veränderungen anstehen.

Ich übte mich in Geduld. Denn den Hormonspeicheltest konnte ich nur zu einem bestimmten Zeitpunkt meines Zykluses machen. Die Auswertung brauchte anschließen auch nochmal 1 1/2 Wochen und einen Termin bei einer Fachkraft bekam ich auch nur mit einer zweichwöchigen Wartezeit. Aber es war der richtige Weg. Das Ergebnis des Labors bestätigte mir das gefühlte Hormonchaos und bot Erklärungen für meine Schlafprobleme, meine Gelenkschmerzen und meine emotionale Hypersensitivität. Mit der Fachkraft wollte ich besprechen, ob es Sinn macht, meinen Körper mit bioidentischen Hormonen zu unterstützen und welche zusätzlichen Möglichkeiten ich hätte, meinen Körper in diesem großem Wechselprozess zu unterstützen.

Jetzt ist der Termin mit der Ärztin, die sich auf Naturheilkunde und bioidentische Hormontherapie spezialisiert hat, drei Wochen her. Ich habe meine drei Hormoncremes und creme sie morgens nach Anweisung. Darüber hinaus nehme ich Vitamin D und versuche, meine Ernährung mit weniger Getreide und weniger Zucker umzustellen. Die Ärztin hat mit mir kinesiologische Tests gemacht und Weizen, Gluten und Zucker als die Stoffe herausgefiltet, die meinem Körper den meisten Stress machen. Das war für mich gar nicht so erstaunlich. Mit dem Backen von Brot ohne Mehl, also nur mit Haferflocken und Samen, hatte ich ganz intuitiv bereits vor einem Jahr angefangen. Und Zucker meide ich eh schon, da ich seine negativen Auswirkungen auf meine Verdauung kenne. Wir haben noch ein paar Dinge mehr besprochen, alles unter einer sehr ganzheitlichen Perspektive auf den Körper.

Und die Hormoncremes wirken. Sie sind mikrodosiert und haben aufgrund der den körpereigenen Hormonen identischen Struktur keine Nebenwirkungen. Wahrscheinlich werde ich bald die tägliche Dosis meiner Schilddrüsenhormone wieder reduzieren können. Und im Idealfall wird auch die Umstellung der Ernährung dazu führen, dass ich die Hormoncremes noch mikrodosierter einsetzen kann. Ich möchte meinen Körper ab Mai auch mit Hormonyoga unterstützen.

Die Änderung ist gerade deutlich. Während ich früher die Haltung hatte, dass mein Körper funktionieren muss und im Falle von Krankheitssymptomen ggf. mit Hilfe von Medikamenten oder anderen schulmedizinischen Eingriffen meinen Körper so bearbeitet haben, dass ich mein Leben in gewohnter Form weiterleben konnte, so hat sich die Richtung umgekehrt. Ich versuche gerade eher die Signale meines Körpers zu verstehen, ihn in einem Minimum über natürliche Hormone und Vitamine zu stabililisieren und gleichzeitig aber auch mein Leben an die neue Entwicklung meines Körpers anzupassen. Wechseljahre waren für mich immer etwas, das irgendwann auf mich zukommt und durch das ich dann durch muss. Jetzt kommen sie und ich erkenne sie als Jahre, in denen ich einen Wechsel vollziehen darf, der mich nochmal mehr zu mir selbst bringt und mehr in den Einklang mit meiner eigentlichen Natur und meiner weiblichen Essenz.

Da habe ich 2020 ein Weiblichkeitstraining begonnen, das ich coronabedingt etwas verspätet dieses Jahr im Mai abschließen werde. Und noch bevor ich es abgeschlossen habe, gehe ich bereits den nächsten Schritt. Ich will nicht mehr funktionieren. Ich will vielmehr meiner Seele folgen und dafür auf meinen Körper hören. Denn meine Seele meldet sich immer über meinen Körper. Und ich freue mich über diesen eingeleiteten Wechsel. Ich darf jetzt ganz ich selbst werden. Weiblich, weich und weise!

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