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Frauen, deren Kinder verstorben sind und darüber erzählen, ohne in diesem Augenblick eine einzige Träne zu vergießen, sind nicht gefasst. Sie sind nicht stärker als andere. Und auch nicht resistenter, was auch immer das bedeuten soll. Trauernde Mütter mögen so einiges sein, aber sicherlich nicht abgebrüht oder cool. Die Wahrheit ist: Verwaiste Mütter sind Überlebende!

Überlebende haben es sich zu eigen gemacht, allerhand Strategien zu entwickeln, die es ihnen überhaupt erst ermöglichen, diesen essenziellen Verlust zu überstehen. Denn man verliert nicht nur sein Kind, sondern zwei ganze Leben. Das eigene Leben als Mutter und das Leben des geliebten Kindes.

Wenn man also Haut – und schutzlos durch die Welt geht, genügt meist die harmlose Frage, ob man kinderlos sei, oder nur ein Kind habe, damit man ohne erkennbare Zeichen nach außen, seine emotionalen Schotten dicht macht. Wie ein ferngesteuerter Roboter sagt man seinen Text auf, während man einzuschätzen versucht, welche Reaktion seines Gegenübers man in den nächsten dreißig Sekunden zu erwarten hat. Man wappnet sich. Legt seine Schutzausrüstung an und sperrt sein Herz hinter Gitter.

Eine regungslose Miene bedeutet nicht, dass es diese Mama nicht schmerzt über ihr verstorbenes Kind zu sprechen. Nein, so ist es nicht. Es tut unfassbar weh, diese Worte zu formulieren und über die Lippen zu bringen. Im Bruchteil dieses Augenblicks, zieht das kurze Leben des geliebten Kindes an einem vorbei. In Momenten wie diesen, ist der Kopf unter Wasser, man droht in seinen Emotionen zu ertrinken und rettet sich mit letzter Kraft ans Ufer.

Man lernt nicht, ohne sein Kind zu leben und ein kleiner Teil akzeptiert es auch nie.

Und so übt man es einfach immer und immer wieder, bis man eines Tages, ohne dabei zusammenzubrechen, sagen kann: „Mein Kind ist tot.“

Nichts daran ist einfach, gewöhnlich oder normal. Und es wird immer einen Stich im Herzen verursachen, diese oder ähnliche Fragen beantworten zu müssen.

So ging und geht es mir auch immer noch heute, fünf Jahre nach dem Tod meines Kindes. Was ich aber gelernt habe, ist folgendes: Ich muss nicht immer und vor allem jedem auf diese Frage, eine passende Antwort geben. Manchmal habe ich so Tage, da trifft mich diese Frage eiskalt und ich erzähle nur von einem, also dem sichtbaren Kind. Natürlich regt sich dabei auch immer wieder einmal ein schlechtes Gewissen. Denn ich bin stolz auf meine beiden Kinder und will Leopold nicht verleugnen. Aber – und das liegt, wie so vieles im Leben, nicht in meiner Hand – muss der Rahmen und die Situation, ja, sogar der Mensch, der mir gegenüber steht, einfach passen. Du weißt bestimmt, wie ich das meine. Und so entscheide ich mittlerweile aus dem Bauch heraus, wie ich mich fühle und welch mögliche Reaktion ich aktuell aushalten kann. Wenn du es für dich genauso hältst, ist das völlig okay. Erwähnst du hingegen auch ausnahmslos dein liebstes Himmelskind, ist auch das in Ordnung. Denke daran: Du alleine musst ohne dein Kind weiterleben. Ganz gleich wie und unter welchen Umständen du das schaffst, es ist dein Weg und der ist goldrichtig!

Lass mir doch gerne einen Kommentar da, damit wir uns austauschen können!

Trauer gut! Deine Sabrina

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