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Empathie im Internet: Wie unser Mitgefühl in der digitalen Welt verblasst

Reizüberflutung online: Warum das menschliche Gehirn versagt und Empathie leidet!

Das menschliche Gehirn ist überfordert von der Reizüberflutung im Internet, und unser Mitgefühl bleibt dabei auf der Strecke. Laut einer Studie der New York University unter der Leitung von Claire Robertson funktionieren grundlegende menschliche Reaktionen wie Mitgefühl und der Drang, Missetäter zu bestrafen, online vollkommen anders als in der analogen Welt. Das Internet bombardiert uns mit extrem moralisch relevanten Reizen: Nachrichten rund um die Uhr und absichtlich schockierender Content aus aller Welt.

Moralisch übersättigtes Umfeld und die Folgen

Unser Gehirn ist einem neuen, moralisch übersättigten Umfeld ausgesetzt, was laut Studie zu „Compassion fatigue“ (Mitgefühlsermüdung), öffentlicher Beschämung, ineffektiven kollektiven Maßnahmen und „Virtue signaling“ führt. „Virtue signaling“ bedeutet, dass Menschen ihre moralische Überlegenheit zur Schau stellen.

Empathie ist eine kostspielige kognitive Ressource. Ständige Informationen über Leid überfordern uns schnell. Öffentliche Beschämung im Internet wird zur Norm, weil es zu einfach ist, Missetäter vor einem riesigen Publikum zu brandmarken.

Die Illusion des Mitgefühls durch Likes und Shares

Das Posten von Verdammung ist verlockend, da es kaum Aufwand erfordert, aber die eigene moralische Tugend zur Schau stellt. Tatsächliche Hilfe bleibt oft aus. Stattdessen wird Mitgefühl durch Likes und Shares ersetzt. Dies vermittelt den Beteiligten das Gefühl, ihre moralischen Verpflichtungen erfüllt zu haben, obwohl dies den Betroffenen kaum hilft.

Kurzlebige soziale Bewegungen

Das Internet ermöglicht es, große, aber nur kurzlebige soziale Bewegungen zu organisieren. Diese Bewegungen sind oft flach verwurzelt und haben wenig Durchhaltevermögen.

Fragen und Antworten

Warum führt die Reizüberflutung im Internet zu einer Erschöpfung des Mitgefühls?

Die Reizüberflutung im Internet führt zu einer Erschöpfung des Mitgefühls, weil unser Gehirn nicht für die ständige Verarbeitung extrem moralischer Reize ausgelegt ist. Empathie ist eine begrenzte kognitive Ressource. Wenn wir ständig mit Leid und Ungerechtigkeit konfrontiert werden, wird diese Ressource schnell aufgebraucht. Das ständige Bombardement mit negativen Informationen führt zu einer Art emotionaler Abgestumpftheit, wodurch unser Mitgefühl schwindet.

Wie trägt das Internet zur öffentlichen Beschämung bei?

Das Internet macht es unglaublich einfach, andere öffentlich zu beschämen. Ein einzelner Post kann von Millionen gesehen werden und führt oft zu massiver öffentlicher Empörung. Diese Form der Bestrafung ist verlockend, weil sie anonym und ohne direkten persönlichen Aufwand erfolgt. Menschen fühlen sich moralisch überlegen, wenn sie andere für ihre Fehler brandmarken, was die Dynamik der öffentlichen Beschämung im Netz verstärkt.

Was bedeutet „Virtue signaling“ und warum ist es problematisch?

„Virtue signaling“ bedeutet, dass Menschen ihre moralische Überlegenheit zur Schau stellen, ohne tatsächlich etwas Substanzielles zu tun. Es ist problematisch, weil es echte Hilfe ersetzt und den Beteiligten das Gefühl gibt, ihre moralischen Pflichten erfüllt zu haben. Dies führt zu einem Kreislauf der Selbstgefälligkeit, in dem die tatsächlichen Probleme unberührt bleiben, während sich die Menschen gut fühlen, weil sie scheinbar etwas getan haben.

Warum haben Online-Bewegungen oft wenig Durchhaltevermögen?

Online-Bewegungen haben oft wenig Durchhaltevermögen, weil sie meist schnell und ohne tiefere Verwurzelung entstehen. Das Internet erleichtert die schnelle Mobilisierung großer Menschenmengen, aber diese Bewegungen sind oft oberflächlich. Sie fehlen an langfristiger Planung und echter, nachhaltiger Beteiligung. Sobald der anfängliche Hype vorbei ist, zerfallen diese Bewegungen häufig schnell wieder.

Was können wir tun, um die negativen Effekte der Reizüberflutung im Internet zu minimieren?

Um die negativen Effekte der Reizüberflutung zu minimieren, sollten wir bewusster mit unserer Mediennutzung umgehen. Das bedeutet, selektivere und kritischere Auswahl der konsumierten Inhalte und regelmäßige Pausen von sozialen Medien. Es ist auch wichtig, sich aktiv und konkret zu engagieren, anstatt nur virtuell „mitzufühlen“. Persönliche, direkte Hilfe und langfristiges Engagement sind entscheidend, um echten Wandel zu bewirken.

Fazit

Die Reizüberflutung im Internet hat gravierende Auswirkungen auf unser Mitgefühl und unsere sozialen Interaktionen. Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, ständig extrem moralische Reize zu verarbeiten, was zu einer Erschöpfung des Mitgefühls führt. Öffentliche Beschämung und „Virtue signaling“ ersetzen echte Hilfe, während kurzlebige Online-Bewegungen selten nachhaltige Veränderungen bewirken. Es ist an der Zeit, bewusster mit unserer Mediennutzung umzugehen und echten Wandel durch konkretes Handeln zu fördern.

Quelle:

https://academic.oup.com/pnasnexus/article/3/6/pgae193/7689237 (Opens in a new window)
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