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Fifty Shades of Grauware

In diesem Newsletter melden wir uns wieder bei Ihnen, mit einem kleinen Blick in unsere Aktivitäten in Forschung und Öffentlichkeitsarbeit.

Wie Sie sich denken können, ist es uns so früh im Projekt noch nicht möglich mit ersten Forschungsergebnissen um die Ecke zu kommen. Was nicht heißt, dass wir nichts zu erzählen haben.

Im März ist in Duisburg traditionell der „Akzente-Monat“. Die „Duisburger Akzente“ sind ein kommunales Kulturfestival, das seit 1977 immer unter einem übergreifenden Thema bzw. Motto stattfindet und deren Spielorte dezentral über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Es gibt Theater, Tanz, Performance, Kino, Literatur, Konzerte und seit jeher eben auch Wissenschaft. Grund genug, uns als Forschungsprojekt in Kooperation mit der Stadtarchäologie zu beteiligen. Standort war der Ausstellungsraum der Stadtarchäologie im Landschaftspark Duisburg Nord im Stadtteil Meiderich. Es gab eine Ausstellung, und vier Vorträge, zur Duisburgs Protoindustrialisierung von Dr. Maxi Platz, zur Industriellenfamilie Hardt, der Duisburger Tuchindustrie und wie man Besitzer in einer Stadt zurückverfolgt, dessen Altstadt nicht mehr existiert von Dr. Kai Thomas Platz. Einen Einblick in die Duisburger Tabakindustrie insbesondere der Familien Böninger und Carstanien gab es von Dr. Ludger Heid und einen Rundumschlag zur jüngeren und jüngsten Literatur des Ruhrgebiets von Ralf Koss. Wenn Sie nicht dabei sein konnten, das macht nichts, die Vorträge der Dres. Platz und Dr. Heid können Sie im kommenden Band 8, 2023, Dispargum, Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie verschriftlicht nachlesen.

Die besprochenen Titel der Ruhrgebietsliteratur, die Ralf Koss vorstellte und eine wahre literarische Entdeckungsreise darstellen, hat er im Duisburger Kulturnewsletter EreignisReich Ausgabe 7 (April 2024) zusammengestellt, den Sie hier finden.

Die Ausstellung „Von Kaufleuten zu Industriemagnaten. Die Wurzeln der Ruhrbarone in den mittelalterlichen Städten“ ist noch einmal während der Extraschicht am 01.06.2024 im Ausstellungsraum der Stadtarchäologie zu sehen. Die Stadtarchäologie wird am Abend für Sie geöffnet sein und Sie haben die Möglichkeit, sich die Ausstellung anzusehen, mit den Archäolog*innen zu plauschen und an einer Führung teilzunehmen. Die Räumlichkeiten schließen um 22.30 Uhr vor dem Feuerwerk im Landschaftspark.

In der Zwischenzeit geht die Forschung in Kiel und Duisburg weiter. Dabei ist es zentral, sich in die Funde und die Dokumentation der Ausgrabungen einzuarbeiten und diese nach Erkenntnissen auszuwerten. Unter Dokumentation verstehen wir Fotos, die Vermessung der ausgegrabenen Befunde, wie Fundamente, Erdschichten oder vermeintlich unscheinbar aber wissenschaftlich zentral wichtige Verfärbungen des Erdreichs. Zudem sind es vor Ort angefertigte technische Zeichnungen, Beschreibungen einzelner Schichten (man kann nicht von allem Proben nehmen), vorab Datierungen usw.

Nach wie vor zentral ist die Auswertung von Keramik, eine Fundgruppe, die durch die Jahrtausende bis ins 19. Jahrhundert eigentlich die wichtigste Datierungsgrundlage bildet. Keramik ist ein Massengut, günstig und in Zeiten vor Kunststoffen sehr praktikabel, geht schnell kaputt, ist schlecht zu reparieren und vergeht nicht im Boden. Damit ist zerscherbte Töpferware ideal geeignet für die Datierung von Befunden im Erdreich.

In der archäologischen Wissenschaft haben sich Methoden und Standards etabliert, wie mit Keramik umzugehen ist und natürlich wie diese zu kategorisieren und einzuordnen ist. Nun, in diesem Forschungsprojekt ist die Keramikauswertung Teamwork. Die relevanten Fundkomplexe der Ausgrabungen am Mercatorquartier in Duisburg werden gesichtet, Keramik ausgelegt, und in sogenannte Warenarten eingeteilt. Durch Warenarten können im Wesentlichen der Herstellungsprozess rekonstruiert und beschrieben werden, wodurch empirisch ermittelte Kategorien gebildet, und Vergleiche mit anderen Fundorten möglich werden.

Im Folgenden, wir zeigen Ihnen ein paar Impressionen der Arbeiten aus den unendlichen Fundbearbeitungskatakomben der Christian-Albrechts-Universität, dem Kieler Keller.

Eine Frau hält den oberen Teil eines Keramiktopfes. Die Mündung der grauen Ware ist vollständig erhalten und der Topf hat einen Henkel. (Foto: Karina Schnakenberg)Auf einem Regalboden liegen Keramikscherben, unglasierte Wandscherben aus Duisburg Mercatorquartier. (Foto: Karina Schnakenberg)Bodenscherbe eines unglasierten Topfes mit Wellenfuß. Keramik Mercatorquartier Duisburg. (Foto: Johannes Reller)

Im Namen des Forschungsteams des DFG-Projektes Genese des westlichen Ruhrgebiets, ein herzliches Glückauf aus Duisburg,

Ihre Dr. Maxi Maria Platz