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Vom Scarlet Rot zum Spark

Nerven wie Elden Ring-Resistenzen

Letzte Woche war ich überfordert. Alles kam auf einmal. Arbeit, Familie, Weltschmerz.

Aber it is what it is.

Die Aussicht auf viele Stunden Elden Ring-DLC (Shadow of the Erdtree) haben Hoffnung gemacht. Zur Vorbereitung habe ich ein NG+ gestartet und dabei eine Parallele zwischen den Statuseffekten und Nerven entdeckt.

(Elden Ring)

Ein Statuseffekt (Öffnet in neuem Fenster) ist ein Malus, der sich aufbaut und in Form von zum Beispiel Frost, Gift oder Scarlet Rot die Lebenspunkte von Charakteren und Gegnern beeinflusst.

Eine einzelne Frost-, Gift- oder Scarlet Rot-Attacke kann man leicht wegstecken. Eine zweite vielleicht auch. Jeder Hieb füllt aber eine Leiste und wenn diese voll ist, greift der jeweilige Effekt und eine bestimmte Prozentzahl Leben wird abgezogen.

Lässt man genug Zeit zwischen den Attacken, leert sich diese Leiste immer wieder von allein. Hier und da eine vergiftete Attacke ist also kein Problem, solange dazwischen genug Erholung liegt. Die jeweiligen Resistenzen können mit dem passenden Talisman verbessert werden.

(Elden Ring)

So stelle ich mir Resilienz vor. Passiert hier und da was unangenehmes, trauriges, einschneidendes, ist das erstmal kein Problem. Man kann damit umgehen, es verarbeiten. Wenn aber alles auf einmal kommt, bleibt kein Raum für diese Erholung und jeder weitere Hit potenziert den Stress. Und wenn die Leiste voll ist, schaltet der Körper ab.

Ich erlag keinem Gift oder Scarlet Rot, aber die Woche war anstrengend genug, um mir Gedanken zu machen, wie ich meine Nervosität reduzieren kann.

Bonus-Inhalt

https://steadyhq.com/de/chrissikills/posts/d5772c36-bb79-44f5-924f-bcca623e874e (Öffnet in neuem Fenster)

Für Bonus-Mitglieder habe ich die erste von hoffentlich vielen Listen zusammengestellt. Darin sind acht Indiespiele enthalten, dieses Mal unter dem Motte “skurril und weird”.

Es geht um Killerdelfine, gleich mehrere Kreaturen, die Besitz von Menschen ergreifen, Blumen-Pinball, Trump, Eier und rauchen.

Schritt 1: Bunte Projektmanagement-Kärtchen

Auf einer Skala von 1 (hot mess) bis 10 (so organisiert wie der Kleingartenverein von nebenan) bin ich eine 9,8. Was also fehlt, ist keine Ordnung, sondern eine Visualisierung.

In diesem Fall sah das so aus:

Schritt 2: Mehr Zeit für Schönes

Und zwar explizit schön! Nicht stundenlang Insta scrollen, nicht das nächste große Projekt starten, keine retail therapy. Hier eine unvollständige Liste mit Vorschlägen, die ich getestet habe:

  • Gegen meinen Willen socializen

Der Drang ist groß sich zu verkriechen. Gerade, wenn man jemand ist, dem Gruppen und Events mehr Energie ziehen als geben. Aber sich mit guten Freund:innen treffen und Kaffee trinken, ist Gold wert! ❤️

  • Elden Ring spielen

Ich halte Elden Ring für Entspannung, weil die Dungeons schnell durchgespielt sind (to be fair, ich bin unnormal überlevelt). Sie sind ein schnelles Erfolgserlebnis und vor allem ein abgegrenzter, übersichtlicher Bereich, in dem (oder über den) man die Kontrolle erlangen kann. Und nichts, aber auch gar nichts, schlägt die Schönheit dieses Spiels.

(Elden Ring)

  • Yoga und Spazieren

Ich schäme mich fast dafür solche Klischees rauszuhauen. Nur ändert das auch nichts an der Tatsache, dass Bewegung und Natur helfen.

Mir hat mal jemand erzählt, dass Silberpappeln besonders gerne gepflanzt würden, weil ihre kleinen flittrigen Blätter schon bei wenig Wind Geräusche erzeugen und das das Wohlbefinden steigere. Dafür konnte ich keine direkten Belege finden, aber ich fühls.

Die Silberpappel wächst hier im Norden eigentlich nicht, sie kommt aus Südeuropa, steht in Bayern auf der roten Liste (Öffnet in neuem Fenster) und ist schon für den Klimawandel gewappnet. Sie dreht nämlich ihre silbrigen Blattunterseiten nach oben, wenn die Sonne ballert und reflektiert die Hitze damit.

Egal welcher Baum, selbst ohne Rauschen können Bäume in Städten dafür sorgen, dass der (wahrgenommene) Lärm reduziert wird (Öffnet in neuem Fenster). Ganz davon zu schweigen, dass sie im Sommer angenehmen Schatten spenden, was uns wieder zum Shadow of the Erdtree bringt :)

Schritt 3: Herausforderung

Apropos From Soft-Spiele…

(Elden Ring)

Spaß!

Manchmal kann der Alltag beklemmend werden und was ich mit Herausforderung meine, ist der aktive Versuch sich etwas auszusetzen, was neu oder anders ist. Das kann ein Ort sein, der eigentlich nicht Teil der Routine ist. Eine neue Perspektive, über die man sich erlaubt nachzudenken. Ein neues Genre, das man liest, spielt, guckt, hört.

Oder einfach mal telefonieren.

Erfolgreiche Frau larpen

Zu den klassischen Zillenial-Ängsten zählt die Angst vor dem Telefon. Das ging mir auch so, also ich meinen ersten Bürojob startete. Ich telefoniere nicht, ich schreibe. Auch weil ich es frech finde jemanden zu unterbrechen. Das ist aber ein anderer Schnack.

Jedenfalls kann ich nach fast fünf Jahren Bürojob nun auch telefonieren, aber es gibt nach wie vor genug Momente dort, die mir nicht gefallen. Wenn ich zum Beispiel bei Events Menschen ansprechen muss, die mich gar nicht kennen, denen ich aber jemanden vorstellen oder etwas pitchen muss. Wenn ich spontan in einer großen Runde von etwas erzählen soll, von dem ich keine Ahnung habe. Solche Momente.

Der Trick ist Dissoziation. Oder larpen, das klingt weniger gefährlich. Arbeits-Christina übernimmt dann. Die hat wenig mit mir zu tun, die identifiziert sich vorbildlich mit dem Arbeitgeber, die denkt nicht nach, sondern macht, die kann Sachen machen, dir mir unangenehm wären. Quasi fake it till you make it, but make it cute and never actually make it, weil wir in einem postkapitalistischen hellhole leben.

Meme der Woche

Ich habe mal ein paar Monate in Cork, Irland gelebt. Da habe ich in einem Callcenter für eine Hotelkette gearbeitet und, oh boy, musste ich da larpen jemand zu sein, der telefonieren mag.

Aus genau dieser wunderschönen, idyllischen Stadt (und der Grafschaft Clare) kam das Meme, das letzte Woche viral ging, diese Woche schon wieder verschwunden zu sein scheint. Das wirft grundsätzlich die Frage auf, was “viral” überhaupt noch bedeutet.

So viel Inhalt wird tagtäglich gepostet und angesehen, dass ein Video mit 3 Million Views viral geht und trotzdem niemand in meinem Umfeld jemals davon gehört hat. Hinzu kommt, dass die Sounds adaptiert werden. Der Ursprung ist mitunter nicht mehr erkennbar. Wie bei jedem Meme, verändert sich mit der Zeit der Kontext, in dem es benutzt wird.

Es bedürfte empirischer Untersuchungen, die ich an dieser Stelle weder leisten kann noch mag. Als These würde ich aber in den Raum werfen, dass “echte” Viralität nur mit Kontinuität erreichbar ist.

Die besagten Kinder aus Cork haben bisher ein One-Hit-Wonder. Es heißt “The Spark”:

https://www.youtube.com/watch?v=ZgtL1pWdbYA&ab_channel=CreativeIreland (Öffnet in neuem Fenster)

Der Drum and Bass-Beat und die Anglerhüte (beides based) machen mir Hoffnung. The kids are alright. Der Guardian (Öffnet in neuem Fenster)erklärt außerdem:

The Spark was created on a shoestring budget by Rhyme Island, a youth rap project based at Kabin Studio, a non-profit at Knocknaheeny, a suburb of Cork, in collaboration with Creative Ireland, a government initiative that funds Cruinniú na nÓg, an annual celebration of youthful creativity.

Danke

Danke fürs Lesen! Wir lesen uns an genau dieser Stelle wieder (entweder in deinem Postfach oder direkt auf Steady).

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Tschö mit ö

Christina

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